GEBETE FÜR DEN VERSTORBENEN PAPST

Predigt vom 1. Januar 2023 zum Fest der Beschneidung unseres Herrn.

Liebe Brüder, 

Wir haben gestern vom Tod Papst Benedikts XVI. erfahren. Für uns ist es ein wichtiger Punkt, daß er der Papst des Motu Proprio Summorum Pontificum war , durch das er das „nie außer Kraft gesetzte“ Recht des traditionellen Meßbuchs wieder zu Ehren brachte und bekräftigte. Er erinnerte daran, daß „die Geschichte der Liturgie aus Wachstum und Fortschritt besteht, niemals aus Bruch“, und betonte, daß „was für frühere Generationen heilig war, für uns groß und heilig bleibt und nicht plötzlich völlig verboten oder sogar als schädlich angesehen werden kann. Es ist gut für uns alle, die im Glauben und im Gebet der Kirche gewachsenen Reichtümer zu bewahren und ihnen ihren rechtmäßigen Platz einzuräumen.“ Er fügte in Das Salz der Erde hinzu (1997): „Eine Gemeinschaft stellt ihr Innerstes in Frage, wenn sie plötzlich erklärt, daß ihr bisher heiligster Besitz strengstens verboten ist und den Wunsch nach diesem Ritus als schlicht unanständig erscheinen läßt. Können wir einer solchen Gemeinschaft in anderen Dingen vertrauen? Würde sie nicht morgen verbieten, was heute vorgeschrieben ist?“ Zeigen diese Zeugnisse von Benedikt XVI. nicht, welche Gottlosigkeit, Gewalt und skandalöse Ungerechtigkeit die römischen Direktiven des gegenwärtigen Pontifikats zeigen?

Papst Benedikt steht im Mittelpunkt unseres Gebets. Am kommenden Dienstag feiern wir eine Totenmesse für seine Seelenruhe.

Zu Beginn dieses Jahres beten wir auch für Sie, liebe Gläubige, und zusammen mit meinen Brüdern überbringe ich Ihnen unsere besten Wünsche für Gnade, göttliche Freude und Gesundheit, die wie alle Güter der Erde uns gegeben ist, um Gott zu dienen und ihn zu lieben, um das Werk schlechthin des ersten Gebots zu vollbringen: Gott den Lobpreis und die Anbetung zu erweisen, die ihm gebühren.

An diesem Tag begann Jesus zu leiden und vergoß sein Blut für uns. Leiden ist das Los allen Lebens hier unten. Wenn Gott aus Liebe zu uns Fleisch geworden ist, indem er eine Natur angenommen hat, die Schmerz und Tod ausgesetzt ist, dann um uns zu retten und uns die Bedeutung des Leidens beizubringen.

Die Philosophin Simone Weil schrieb, daß „die extreme Größe des Christentums darin besteht, daß es kein übernatürliches Heilmittel gegen das Leiden sucht, sondern eine übernatürliche Nutzung des Leidens“. Im gleichen Sinne sagte Claudel: „Unser Herr ist nicht gekommen, um das Leiden zu beseitigen, sondern um es mit seiner Gegenwart zu erfüllen“. Jesus hat uns die wahre Liebe gelehrt, als er in der schrecklichen Perspektive seines Leidens so weit ging, seinem Vater dafür zu danken: „et elevatis oculis in cælum ad te Deum Patrem suum omnipotentem, tibi gratias agens “. „Liebe ist rein“, sagt Simone Weil, „wenn für Freude und Schmerz gleichermaßen gedankt wird.“

Leiden ist für uns eine spirituelle Beschneidung, die von Sünde reinigt. Aber diese schmerzliche Reinigung bringt Befreiung, Freiheit, Frieden, Gelassenheit und die von Christus verheißenen Freuden mit sich: Hier unten Gnade und Herrlichkeit im Jenseits.

Das Geheimnis der Beschneidung zeigt uns mit der Gegenwart Jesu die diskrete und mütterliche Jungfrau Maria, die immer für ihre Kinder eintritt. Die Texte der Messe offenbaren es uns besonders in der Oratio und der Postcommunio. Sie ist die Mutter unseres Heils, sie ist die Mutter des Lebens. In ihr muß der Mensch zu Beginn des Jahres „aus dem Geist wiedergeboren“ werden: „Der Mensch kann nur im Schoß einer Mutter geboren werden, es ist die Zärtlichkeit, die ihn gebiert, und es ist die Liebe die ihn zum Leben wiedererweckt. Seine Seele braucht auf jeden Fall eine Wiege. Er sucht überall das mütterliche Herz, das die Ruhestätte in seiner Not sein wird, und wenn er ihm begegnet ist, beginnt er zu erkennen, wer Gott ist“. (M. Zundel)

Laßt uns daher mit der Kirche beten: „O Gott, Du hast durch die fruchtbare Jungfrauschaft Mariens dem Menschengeschlecht die Güter des ewigen Heiles geschenkt: nun bitten wir Dich, laß uns die Fürsprache jener erfahren, durch die wir den Urheber des Lebens empfangen durften, unseren Herrn Jesus Christus …“ (Oratio am Fest der Beschneidung des Herrn). Amen!