Wert und Bedeutung von Traditionis Custodes

Alle Gläubigen kennen das jüngste Motu Proprio aus Rom, das uns mitten ins Herz trifft und danach trachtet, das verschwinden zu lassen, was die katholische Tradition als Heiligstes hat: das heilige Meßopfer nach dem alten römischen Ritus, wie es quasi wortwörtlich seit der Zeit des hl. Gregors des Großen (6. Jahrhundert) gefeiert wird; im Gegensatz zu den Aussagen gewisser Autoritäten hat der hl. Papst Pius V. nicht etwa eine neue Meßordnung eingeführt, sondern er hat diesen Ritus wiederhergestellt und frei von jeder liturgischen und theologischen Verfälschung bewahrt, wie er bis 1969 im Gebrauch war.
In Gubbio von ca. 1320 bis 1350 gebrauchtes Messbuch; der Kanon, wie wir ihn noch heute in der traditionellen Messe beten.

Das Motu Proprio vom 16. Juli 2021 trägt den Titel Traditionis Custodes, „Bewahrer der Tradition“. Das ist eine ironische und geringschätzige Verdrehung im Hinblick auf diejenigen, welche der heiligen liturgischen Tradition anhängen. Papst Franziskus hat entschieden, daß diese Tradition nicht mehr eine zugestandene „Befugnis“¹ sein soll, sondern lediglich toleriert werden soll, wohingegen Benedikt XVI. sie wieder als ein Recht bestätigt hatte, das „niemals juristisch abgeschafft“ worden war. Einzig die neue Messe Pauls VI. habe ein „Bürgerrecht“ in der Kirche. Angesichts dieser Unwahrheit und dieser schweren Lästerung seitens des Oberhauptes der Kirche, das sich doch immer wieder für Barmherzigkeit ausspricht, schließen wir uns dem Unverständnis, dem Schmerz und dem respektvollen, aber entschlossenen Protest zahlreicher Priester und Gläubiger an.

Was unsere Gemeinschaft anbetrifft, so hat der Diözesanbischof uns mitgeteilt, daß er unser Recht respektiert und billigt, so wie es in unseren von Rom ratifizierten „Erklärung über die Regel“² definiert ist. Dankbar erinnern wir uns an die lobenden Worte, die er bei der Einweihung unseres Klosters am am 24. August 2019 öffentlich gesprochen hat 3 :

« Ich hatte bereits Gelegenheit, es zu sagen: mit großer Freude und Dankbarkeit begrüße ich diese Gemeinschaft als ein Gottesgeschenk in unserer Diözese; es ist eine kleine Gruppe von Gott und dem Gebet geweihten Mönchen, ich hoffe, daß ihre Zahl zunimmt und das religiöse Leben des Klosters sich weiter entwickelt. Die Benediktinermönche haben ihr Leben dem Gebet, dem Studium und der körperlichen Arbeit in einer Atmosphäre des Friedens, der Stille und der Liebe gewidmet. Diese Kirche soll allen offenstehen, die sich ihrem Gebet anschließen wollen. Die Messen werden mit gregorianischem Gesang gelesen werden und im traditionellen Ritus. Ich glaube, daß ihre Anwesenheit in unserer Diözese mit ihrem Wesenszug als Bewahrer und Zeugen der ältesten Tradition der Kirche den Gläubigen unserer Diözese zum Guten gereichen wird. Und vor allem bin ich glücklich, hier einen Ort des Gebetes und einen Bezugspunkt für alle diejenigen zu haben, die geistlichen Rat suchen und sich dem Sakrament der Beichte nähern wollen, oder die einfach einen friedvollen Ort zum Beten suchen »

Wir teilen im Herzen und im Gebet das tiefe Leid aller derjenigen, die sich verwundet fühlen, die sich wie zurückgewiesen fühlen von demjenigen, welchen man den gemeinsamen Vater aller Gläubigen nennt; aber mit ihnen bewahren wir die Hoffnung, daß Gott eines Tages die liturgische Tradition triumphieren lassen wird, welche der beste Garant des reinsten katholischen Glaubens und der höchsten Heiligkeit ist.

Anmerkungen:

1 Es scheint, als ob das Dokument durch den Gebrauch des Wortes Befugnis die Existenz eines Rechtes leugnen will. Nun beinhaltet ein Recht auch notwendigerweise die subjektive Wahlfreiheit, von ihm Gebrauch zu machen oder nicht. Das Recht ist die Gewährung einer rechten Sache an eine Person, die Befugnis ist die subjektive Vollmacht, welche dieses Recht verleiht. Juristisch streng genommen kann man eine Befugnis nur entziehen, wenn man das entsprechende Recht abschafft. Die wichtigste Frage ist also die, ob die liturgische Tradition ein Recht ist oder nicht. Dieses Recht ist von Pius V. nicht verliehen worden, sondern von ihm als solches anerkannt worden. Die liturgische Tradition ist nämlich ein integraler Bestandteil der apostolischen Tradition, über die kein Papst ein Recht hat außer dem, sie zu fördern und unverändert zu bewahren.

2 « Ganz dem Unbefleckten Herzen Mariens geweihtes klösterliches Leben nach den Regeln des hl. Benedikt und den uns von den Alten überkommenen Gebräuchen, Gottesdienst und Meßliturgie als ihr Eigenritus, innerhalb und außerhalb des Klosters gefeiert nach dem mehr als tausendjährigen und „niemals abgeschafften“ Ritus der Heiligen Römischen Kirche, mit lateinischer Sprache und gregorianischem Gesang: das sind also die Quellen, aus denen die Gemeinschaft von Villatalla (heute in Taggia) entstanden ist. Sie sind der Grund für ihre Existenz. »

3 In einem Interview mit dem lokalen Fernsehsender Riviera Time TV.

Missale aus dem 14. Jahrhundert; man findet bereits darin dieselben Gebete wie im Missale des hl. Pius V.